Der Schrei und nackte Saunaerlebnisse

Der Schrei. Nach Liebe. Aufmerksamkeit. Oder vor: Verzweiflung? Ich weiß nur: Ich kann Coco endlich mal verstehen. Wie sie da so posiert. Und ihr Maul weit aufreißt. Oder ist es einfach nur ein Gähnen? Egal. Ansteckend ist ihr Verhalten aber. Merke ich so. Als ich meinen schmerzenden Kiefer spüre.
Meine Alten, Felix und Laura, weilen irgendwo in Hamburg. Chillen. Eigentlich also gut. Sind lernfähig. Wenn es darum geht, wie man gut lebt. Nun: Auch sie mögen es heiß. Wie ich. Sehr heiß sogar. Vergnügen sich in einer Sauna. Enjoyen da, wie sie hernach erzählen. Im Ruhebereich. In dem es erst mal ruhig ist, aber dann entsteht Unruhe.


Zwei Leute kommen rein. Mit Rede-Reiz. Klar, sie unterhalten sich leise. So leise, dass in der Stille jedes Wort sich vielfach zu verstärken scheint. Und zu verstehen ist. Die Themen: Schmecken Burger in Leipziger Hotels? Oder: Ist es spannend, ohne Begleitung in einem Restaurant zu dinieren – weil man dann die Chance hat, Fremde zu stalken?
Felix und Laura sind genervt. Was tun? Alle sich bietenden Optionen sind nervig: Nackt vor die Redenden treten und bitten, noch leiser zu reden – mit der Gefahr einer rüden Abfuhr? Oder gewähren lassen – locker bleiben, obwohl man selbst sowas von unlocker ist? Und der Nervfaktor sekündlich steigt? Irgendwann gehen die Speaker in eine Sauna. Ruhe. Und ich sehe, einfach mal was aussitzen, kann zur Lösung beitragen. Denn Mensch ist, egal wie es ist, immer unzufrieden. Liegt vielleicht in seinen Genen, denke ich weiter. Denn ohne Unzufriedenheit kein Fortschritt.

Ob das stimmt? Ich spüre, dass ich es nicht kontrollieren kann. Mein Maul öffnet sich. Weit. Tiefes Ein- und Ausatmen. Tut so gut. Cocos Schrei. Ist berechtigt. Auch mit Blick auf den „Friedensplan“ der USA für die Ukraine. Mittlerweile stellt sich die Frage, wer diese 28 Punkte für „Frieden“ überhaupt formuliert hat.
In den USA gibt es widersprüchliche Angaben dazu. Die Regierung behauptet, es sei ein US-Plan. Natürlich. Andere, sogar Republikaner behaupten, der „Plan“ sei eine Wunschliste Russlands. Von Moskau ausformuliert und der Administration von Präsident Trump übergeben.

Nicht ganz unglaubwürdig. Denke ich so. Denn das Papier verlangt von der Ukraine große Zugeständnisse, während Russland so seine Kriegsziele auf diplomatischem Weg erreichen könnte – unter anderem den Gewinn von Gebieten, die es im Krieg gar nicht erobern konnte.
Nichtsdestotrotz: Trump poltert ob der ukrainischen Zurückhaltung auf seinen „Plan“, das Land sei undankbar. Und Europa, so der US-Präsident, sei Mitschuld am Krieg. Da es diesen indirekt mitfinanziere, weil es weiter Öl von Russland kaufe. Und ich denke so: Da hat Trump ein Pünktchen – zwar gibt es in Europa Importverbote für russische Kohle und russisches Öl – aber es gibt auch Ausnahmeregelungen.
Coco und ich reißen unsere Mäuler mittlerweile im Duett auf. Schreien. Nimmt Druck. Ist so entspannend. Sagt der gähnende Hauptstadtkater. Der über euch wacht. Und jetzt: Chillt, Leute.
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