Hauptstadtkater

22. September 2025

Über Notlügen und eine Heiligsprechung in den USA

Klar, Katzen und Kater mögen Klettern. Hoch hinaus. Für den fun. Mensch hat fun, wenn er unsereins emporhebt. Mit ungeschicktem Griff unter die Vorderpfoten lässt er uns in der Luft rumhampeln. Und amüsiert sich. Über unsere Hilflosigkeit. Denkt, wir goutierten die Höhe. Merkt nicht, dass für uns der Weg das Ziel ist. Und wir es hassen, die Selbstkontrolle zu verlieren. An ihn – den Menschen.

Allein. Der rafft es nicht. Weil er es so sweet findet. Wie wir schwebend zappeln. Und ich denke so: Selbst wenn wir es dem Menschen sagen könnten, dass wir das hassen, er würde es nicht akzeptieren. Weil er Wahrheiten, die nicht ins Weltbild passen, nicht sehen will. Und umdeutet.

Alles also auf Lüge aufgebaut. Leben, Liebe, Leidenschaft?! Obwohl da natürlich wieder die Frage ist: Wer entscheidet, was Lüge ist? Was Wahrheit? US-Präsident Trump etwa? Auf seinem so called eigens von ihm geschaffenen Online-Sprachrohr Truth Social? Really: Truth!!!

Oder ich? Wenn ich meine Leute linke. Indem ich so tue, als ob ich sie abgöttisch liebe, schnurre, um die Beine streife. Und ich sehe, dass sie mir meine Liebe glauben wollen, Und aus Dankbarkeit Leckerli geben. Und dass das Einzige ist, worum es mir geht. Völlig egal, von wem es kommt. Ok, abgesehen von meiner Bruna… Die mag ich. Vom Herzen. Really.

Felix und Laura reden auch über den Sinn von Lügen – inspiriert durch ein Theaterstück, in dem sie waren. Mit dem Titel: „Die Wildente“. Von Ibsen. Vor mehr als 140 Jahren geschrieben. Aber aktuell. Da auch die Wirkmacht der Notlüge im Fokus steht. Und gezeigt wird, wie ein Wahrheitsfanatiker Lebenskonstrukte zerstört, indem er Lügen enttarnt – und alles noch viel schlimmer macht.

Klar. Ist. Mir: Menschen sind unverbesserliche Lügner. Vergangene Nacht feierten bei einer absurd wirkenden Trauerfeier Tausende Menschen den Abschied vom erschossenen Trump-Unterstützer Charlie Kirk. Der dort hochstilisiert wurde zu einem Heiligen, einem Märtyrer.

Der US-Präsident nutzt, benutzt den Tod, um den Hass gegen Gegner anzustacheln. Behauptet: Kirk sei von einem kaltblütigen Monster erschossen worden, verantwortlich seien radikale linke Spinner. Und ich denke so: Woher weiß er das – wo das Motiv für die Tat noch unklar ist.

Coco strampelt. In den Händen meiner Bruna. Weit oben. Bis Bruna endlich ein Einsehen hat. Und Coco langsam herablässt. Die dann Brunas Hand leckt. Und mit den spitzen Milchzähnen reinbeißt. Zärtlich. Versteht sich. Auch schmerzlich. Ehrliche Gefühlswallungen eben. Oder so.

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