
Alta, wir haben Hunger! Ich bin eigentlich kein Jammerer. Aber wenn die Sonne den Küchentisch umrundet und immer noch die mittlerweile getrockneten Plocken unseres Abendrots vom Vortag im Napf kleben, bedeutet das, dass etwas gehörig falsch läuft – in meinem Reich.
Diego ist da. Aber: Er schläft. Obwohl Coco an seinen Zehen nagt. Ausdauernd. Diego bleibt unbewegt. Weswegen Coco und ich uns in der Küche verselbstständigen. Denn hier lagert Cocos Nahrung. In geschlossenen Döschen zwar. Aber auf dem Boden. Leicht zu öffnen. Per Krallenschlag. Und. Wir. Langen. Zu. Eine Fiesta.

Und dann kommt Diego. Ist böse. Mit uns. Wir mit ihm. Und macht dann klar, wie er eigentlich tickt: Gefügig machen durch Angst-Mache. Also, Diego erzählt, meine Bruna wolle mit den Alten in Barcelona bleiben. Für immer. Weil die Stadt einfach viel besser sei als Berlin. Ständig mildes Klima. Viel Sonne. Das Leben draußen. Das Meer. Gaudi. Gaudi. Dali. Miro. Lebensfreude. Picasso. Tapas.
Und ich denke so: Warum blendet Mensch immer aus, was er nicht sehen will? Zum Beispiel im Sommer die Hitze, bei der man in dieser dann stinkenden Stadt nicht atmen kann. Nervende Touristen. Armut. Rechte. Köter. Touriläden, alle 50 Meter, hell erleuchtet, mit „I love Barcelona“-T-Shirts oder Trikots des FC Barcelona mit dem Schriftzug von Lamine Yamal. Scheint eine Gelddruckmaschine. Denke ich so, wenn ich Bilder der City sehe, mit zig Yamals. Abtörnend. Finde ich.


Andererseits: Ich kann meine Leute ja verstehen. Es ist das Flair im Eskapismus. Vom Alltag. Also, es ist ein bisschen so, als ob ich in der Küche die für mich verbotenen Futterdöschen jongliere. Bis sie sich öffnen. Und mir das Futter ins Schnäuzchen tropft. Das Kitten-Futter. Von Coco.
Tja – auch meine Leute kommen wieder in der Realität an: Der Park Gaudis, den sie extra für viel Geld buchten – geschlossen – wegen Sturms. Die illuminierte Brunnenshow – abgesagt wegen Sturms.
Und dann schlendern sie vorbei an den Häuserfassaden der Häuserfassaden Barcelonas: Und sehen, Barcelona ist auch eine Stadt der Kater. Vor ihnen, ein Haus, an der Fassade lauter Kater-Graffiti. Sympathisch. Denke ich so. Könnte mir doch einen Umzug vorstellen. In die Utopie Barcelonas.


Und meine Bruna weint. Sie habe einen Traum gehabt, zum Glück ein Traum. Erzählt sie. Coco sei plötzlich riesig gewesen, wie ihr Vater, der 14 Kilo schwere XXL-Maine Coon. Und sie trauere, dass das Baby Coco weg sei.
Ich kann sie beruhigen. Baby Coco ist da. Und nervt kolossal. Sagt der hungrige Hauptstadtkater. Der über euch wacht. Und jetzt: Chillt, Leute.
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