Hauptstadtkater

22. Oktober 2025

Über die Vergänglichkeit und eine unvollendete Kirche in Barcelona

Ich erwähnte es bereits – Barcelona ist die Hauptstadt der Köter. Also nichts für mich. Und ich frage mich so, ob es auch hier die Zeit geben wird, in der Kater die Krone der Menschen sein werden. Und es für uns Läden in der Stadt geben wird, in denen es Gebarftes gibt. Angeln. Zimmerbrunnen. Nur für Kater. Und Katzen. Ist nicht auszuschließen. Denke ich so. Denn alles ist vergänglich. Auch die Hymne in Barcelona an Hunde.

Vergänglich sind auch meine Leute. Siehe Felix. Mit seinen immer tiefer werdenden Falten. Siehe: Ich selbst. Und natürlich auch die Jugend. Coco. Ist. genauso. Groß. Wie. Ich. Und erst vier Monate alt. Aber das Kitten ist in ihr schon ein stückweit entschwunden.

Meine Leute sind sentimental. In ihrem Barcelona. Waren heute in der noch immer unvollendeten Kirche namens Sagrada familia. Erdacht und begonnen von einem Architekten namens Antoni Gaudi – offenbar ihr Idol, so wie sie schwärmen. Der begann den Bau 1881, wohl wissend, dass er das Ende nicht erleben würde. Nun, mehr als 140 Jahre später, fehlt noch immer der höchste Turm. Der für Jesus. Und obwohl die Kirche noch nicht fertig ist, nein: weil sie noch nicht fertig ist, sind meine Leute begeistert.

„So was wird eben nicht in einem Leben fertig. Das braucht Generationen“, sagt Felix. Und Laura begeistert: „Ein Architekt, der es geschafft hat, ein Bauwerk zu schaffen, das Tradition und Moderne verbindet“, sagt sie. Und: „Endlich mal ein Bauwerk der Moderne, eine Kirche, die nicht nur gesichts- und geschichtsloser Beton ist, wie so viel von dem, was in den vergangenen Jahrzehnten geschaffen wurde. Und dann noch eine Kirche, die nicht nur an das menschliche Leid erinnert, Demut einfordert, sondern eine Kirche, die an menschliche Freude appelliert, an Zuversicht. Sie hat eine positive Aura, nichts Einschüchterndes. Aufbauend statt bedrohlich.“

Und ich denke so: Netter Text. Von meiner Laura. Ich verstehe. Ein bisschen. Die Hymne der Alten an Barcelonas Kultur nimmt kein Ende: Sie waren in der Oper. Echnaton von Philip Glass. Trotz des ernsten Themas wird offenbar: die Ästhetik des Lebens in der Kunst. Und insbesondere der Musik. Ein Thema auch in der Oper: Vergänglichkeit. Ein ägyptischer Pharao, der weg will von der Vielgötterei – und nur noch einem Gott huldigen will, dem Sonnengott. Er kann sich nicht durchsetzen. Das Volk will seine Götter behalten. Und tötet Echnaton.

Eine Parabel auf die Unvernunft des Menschen. Sagt Felix. Karikiert durch die unbändige Lebensfreude der Darstellenden. Vergänglichkeit. Gehört zum Leben. Denke ich so. Sonst wäre irgendwann alles überfüllt. Und: Nur so ist Wachstum möglich. Siehe Coco. Wächst und wächst.

Oder auch meine Bruna: Wird erwachsen. Sie hat tatsächlich die Zusage einer Ergotherapeutin bekommen, dass sie dort Anfang nächsten Jahres ein Praktikum machen kann. Alleine organisiert. Und ich weiß: Das Selbstbewusstsein habe ich ihr gegeben. Durch meine Ruhe. In der alle Kraft liegt. Ich bin stolz auf sie. Sagt der Hauptstadtkater. Der über euch wacht. Und jetzt Leute: Chillt.

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