Tag: 27. November 2025

  • 27. November 2025

    Der unbeteiligte Dritte und Kampf gegen die AfD

    Mal wieder ruhig werden. Im Chaos der Welt. Denke ich so. Und packe mich auf die Decken, die auf dem Sofa liegen. Wild entschlossen: Mich. Nicht. Stören. Zu Lassen. Sondern einfach mal nur unbeteiligter Dritter zu sein.

    Und so kann ich hören, was meine Leute so labern. Der Cousin meiner Bruna, Karl, reist heute von Berlin nach Gießen. Trotz Stress und vieler Prüfungen im Studium. Er will dort sein. Um gegen die Neugründung der AfD-Jugendorganisation Generation Deutschland zu protestieren. Rund 50.000 Demonstranten werden erwartet.

    Der Mann, der Chef der Organisation werden will, wird vom Verfassungsschutz Brandenburg als gesichert rechtsextrem eingestuft. Typen wie er locken Tausende Jugendliche an. Denke ich entsetzt. Und lächle über Karl. Der auch Menschen anlockt. Für die Demo. Und denke so: So nice. Dieses Engagement. Für die gute Sache.

    Den Leuten der Generation Z, also den um die Jahrtausendwende Geborenen, wird von den Alten ja immer gerne vorgeworfen, sie seien zu sehr auf Individualität gepolt, wollten nicht mehr arbeiten und in der so gewonnenen Freizeit reisen und teuren Hobbys nachgehen. Und ich sehe mal wieder: Krasse Vorurteile. Viele Z-Leute sind trotz der ganzen Krisen in der Welt nicht desillusioniert. Und bringen sich ein. Voll engagiert. Zum Glück.

    Aber schnell sinkt meine Stimmung wieder – denn da ist die nächste schräge US-Russland-Story: Einige Medien veröffentlichten ein Transkript eines offensichtlich geleakten Telefonats zwischen dem US-Sondergesandten Witkoff und dem russischen Präsidentenberater Uschakow. Mitte Oktober soll das knapp fünfminütige Gespräch geführt worden sein.

    Der US-Mann gibt darin dem Russen Tipps, wie Kremldespot Putin seine Bedingungen für eine Waffenruhe im Ukraine-Krieg am besten US-Präsident Trump verkaufen könne. Er solle einfach Trumps 20-Punkte Gaza-Friedensplan als Vorbild nehmen, sagt Witkoff. Trump damit schmeicheln. Und sagen, dass es so ähnlich wie in Gaza auch mit der Ukraine funktionieren könne.

    Uschakow bedankt sich für die Tipps und verspricht, die Infos an seinen Chef weiterzugeben. Vor wenigen Tagen nun wurde der angebliche US-Friedensplan mit 28 Punkten für die Ukraine bekannt – ein Plan, der sich für viele wie eine russische „Wunschliste“ liest.

    Und ich denke so: Wie absurd: Da gibt der Amerikaner dem Russen Tipps, wie der Ober-Amerikaner am besten überzeugt werden kann. Ekel erfasst mich. Aber, stopp – heute soll mein ruhiger Tag sein. Siehe oben. Also lausche ich Diegos Geschichten. Der will beim Fußball-Bundesligisten Hamburger SV ein Sport-Managementpraktikum machen. Er will zwei Monate, der Verein drei bis sechs Monate.

    Natürlich sei das Praktikum unbezahlt, meinen Vereinsvertreter. Und nebenbei sei es unmöglich, was zu verdienen, denn er werde voll eingespannt sein. Und ich denke an die kickenden Millionarios. Durch deren Gehälter es offensichtlich nicht möglich ist, den „tatsächlich“ Arbeitenden ein paar 100 Euro zu lassen. Egal, Diego freut sich. Und ich auch. Geld ist eh überbewertet. Denke ich so.

    Wichtig sind Ruhephasen. Und Leckerli. Sagt der tiefenentspannte Hauptstadtkater. Der über euch wacht. Und jetzt: Chillt, Leute.