Über Problemkinder und Durchfall

Coco hat Durchfall. Und wenn Baby was hat, reagieren meine Leute äußerst empfindsam. Unabhängig davon, ob es Coco nun wirklich schlecht geht oder nicht. Ihr geht es ausgezeichnet. Weiß ich. Denn: Sie jagt mich. Sie frisst mein Nassfutter. Sie klaut meine Angel.
Trotzdem sind meine Leute ach so besorgt. Um Coco. Und kaufen eine Flasche stilles Wasser. Das Gute. Das Teure. Das Französische. Was sie sich selbst nicht gönnen. Nun, sie lassen es Coco zukommen. Es habe weniger Nitrite. Und es sei pflegend für den jungen Darm. Der Coco. Sagen sie. Und füllen es in den Trinkbrunnen. Really: Trinkbrunnen – hatte ich das schon erwähnt? Dass sie so etwas für sie kauften?

Mythen eben. Denke ich so. Und schlürfe mein verkalktes Leitungswasser aus dem Napf. Dabei bemerkend, dass meine Leute mir heute schon wieder nicht das eigentlich täglich fällig werdende Würstchen gegeben haben. Scheinen es vergessen zu haben. Haben wohl Wichtigeres im Kopf. Denke ich so. Really: Ja, ohne Verbitterung. Ohne Eifersucht. Really!!!
Menschen überschätzen sich selbst nur allzu gerne. Um andere zu unterschätzen. Und dann erstaunt bemerken: Hach, hätten wir ja gar nicht gedacht. Von ihm. Von ihr.
Die Tochter eines Freundes von Felix ist ein sogenanntes Problemkind. Sie ritzte sich, hatte Bulimie, Depressionen, war in psychiatrischer Behandlung, schwänzte die Schule. War Punk. Null Bock auf alles. Drogen. No future. So schien es.
Und nun, nur zwölf Monate nach dieser Beschreibung, erzählt Felixens Freund, eben diese Tochter habe eben ihr Abi bestanden. 1,2. Werde im Herbst in Berlin ihr Studium starten. Physik. Sie sei ausgezogen. Zu ihrer Schwester in eine WG. Sie kiffe und rauche weiterhin. Nehme dazu Anti-Depressiva. Und sei. Glücklich. Ein Traum. Offenbar. Für Eltern. Really?


Mir versagen meine Leute mein Anti-Depressivum. Die Würstchen. Glücklich bin ich trotzdem. Und hüpfe auf Coco. Die stinkt. Und dann zu ihrem Trinkbrunnen rast. Das edle französische Tafelwasser schlürfend. Glücklich zu sein scheint. Prost. Denke ich so. Möge es zur Besserung des Darms beitragen.